Endlich nach drei Jahren durften wir uns wieder zum Ausflug versammeln. Eine Seuche der besonderen Art hatte dies in den letzten zwei Jahren verhindert. Vorgesehen war eine Reise in die Stadt Zürich. Einerseits zum Zoo und andererseits ins Trammuseum. Leider mussten wir den Zoobesuch aufgeben. Als ideales Ersatzprogramm fand ich das „Aargauisch Kan-tonale Weinbau Museum Tegerfeden“
Am Mittwochvormittag so gegen 07.00 h trafen wir uns beim Treffpunkt, bestiegen den Car und fuhren bei herrlichstem Sonnerwetter zum Z’morge-Kaffee nach Siggenthal Station ins Schneider. Nachdem alle einen Gipfel und einen Kaffee hatten, wurde noch der Obulus entrichtet, damit ich auch bezahlen konnte.
Hernach fuhren wir weiter nach Tegerfelden zur Kirche und zum Parkplatz des Weinbau- Museums. Ein paar wenige Meter gings zum Museum hinauf, wo wir von Bruno Nyffenegger empfangen wurden. Bruno ist ein wahrer Erzählkünstler; es würde zu weit führen auch nur ansatzweise etwas hier auf zu schreiben. Für alle die nicht dabei gewesen sind, lohnt sich ein Besuch mit Führung, es ist wirklich interessant.
Jetzt doch noch einige Worte zum Museum und den Ausstellungen: Es handelte sich ursprünglich um die Weissweintrotte, die seit den 30er Jahren des 20.Jahrhunderts nicht mehr gebraucht und in den 70er Jahren zum Museum umfunktioniert wurde. Durch mehrere Umbauten und Modernisierung entstand das heutige Museum.
In der Ausstellung stehen alte Geräte die noch funktionieren. So hat es einen Motor der eine Transmission antreibt die eine Ständerbohrmaschine, eine Hobelmaschine und weitere Geräte antreiben könnte. Die Ständerbohrmaschine besteht fast ausschliesslich aus Holz und wenig Metall.
Die Laufräder für das Sägeband sind baugleich wie Wagenräder aus Holz.
Es wird auch das Handwerk des Küfers dargestellt. Ein Weinfass „Barrique“ kann man nur wenige male mit Wein befüllen, dann muss es getauscht werden. Im zweiten Leben werden dann darin meist Brandtweine nach gereift.
Eine weitere Ausstellung besteht aus lauter Flaschenöffnern der vergangenen Zeit, zum Teil sehr alt.
Weiter wird gezeigt wie die Vögel aus den Weinbergen vertrieben wurden oder werden. Hier hat es Gegenstände, die heute wohl nicht mehr in Frage kämen. So zum Beispiel ab-schiessen oder verjagen mittels Schreckschuss.
Im Erdgeschoss befindet sich eine alte Trotte, die mittels Hebelrohr aufgezogen wurde um neue Holzstücke für die Pressung ein zu legen.
In einer Ecke stehen zwei Brennereien. Die eine ist aus jüngerer Zeit und noch funktions-fähig, wird aber nicht mehr benutzt. Die andere stammt aus der Zeit, als noch recht viel schwarz gebrannt wurde. Sie ist nicht mehr einsatzfähig.
Am Schluss versammelten wir uns im Weinkeller um einen Schluck Weisswein zu geniessen. Ich glaubte nicht, dass man von nur einem Becher Weisswein so eine kräftige Stimme haben kann wie es uns Bruno Bütler zum Besten gab.
Hier noch eine kurze Episode die uns Bruno Nyffenegger erzählte: Ein Ortsbürger und Museumsliebhaber hatte keine Nachkommen und keine Verwandten, denen er sein Vermögen weitergeben konnte. Mit seinem Tode erbte das Museum einen sehr stattlichen Betrag, mit der Bitte „etwas Gutes“ am Museum zu machen.
Nur was tut man mit soviel Geld? Man finanziert ein Gutachten, um herauszufinden was am gescheitesten mit dem Geld zu geschehen hat. Und findet tatsächlich heraus, dass der Name des Weinbaumuseums ins Englische übersetzt werden muss.
Ich bin mir nicht so sicher, dass dieses Vorgehen auch den Mäzen gefreut hätte.
Nach einer gemütlichen Runde verschoben wir uns nach Zürich. Im Restaurant Burgwies assen wir vorzüglich zum Mittag. Das Restaurant befindet sich vis à vis des Trammuseums
Pünktlich um 14.00 h trafen wir uns im Trammuseum um den Ausführungen von Frau Sarah Lüssi zu folgen. Das Museum gehört der Stadt Zürich und wird von Ihrem Verein betrieben. Die Fahrzeuge sind fast alle revidiert und gewartet und könnten eingesetzt werden.
Die älteren Fahrzeuge haben jeweils auf beiden Seiten Türen und können in beide Richtungen fahren. An den Zielorten musste jeweils der Stromabnehmer auf die andere Wagenseite gewechselt werden. Dazu waren der Fahre und der Billeteur notwendig. Der eine musste den Stromabnehmer von der Leitung trennen, und der zweite musste mit dem Gegenseil die Richtung ändern. Der Stromabnehmer war damals mit einer Rolle ausgerüstet welche die Fahrleitung halbwegs umfasste. Damals waren die Linien mit nur einem Geleise ausgerüstet, das in beide Richtungen befahren wurde. Zwischen den Stationen wurden Ausweichstücke gelegt, damit die Trams aneinander vorbei kamen. Das wurde mit dem dichteren Fahrplan immer schwieriger.
So wurden dann immer mehr Strecken mit doppelt belegten Schienen gebaut. Die Türen auf der linken Seite wurden nicht mehr eingebaut. Als bis in die 70er Jahre Tramführer und Billeteur auf den Zügen waren, kontrollierten sich diese beiden gegenseitig. Es musste stets die Uniform korrekt getragen werden und die Krawatte musste eng sitzen und der oberste Knopf musste stets geschlossen sein. Auch durfte der Tramführer maximal 30 km schnell sein, sonst wurde er gemassregelt oder bekam einen Verweis. Die Arbeitsbedingungen waren damals recht streng.
Frau Lüssi erzählte als ob sie selber dabei gewesen wäre. Ihr Lieblingstram – das Liseli – stellte sie mit so viel Liebe vor, dass man durchaus annehmen könnte sie sei damit jahrelang gefahren.
Am Schluss der Ausführungen kam Frau Lüssi noch auf die Zukunft des Trammuseums zu sprechen. Die Platznot ist enorm. Die Fahrzeuge, die jetzt nach und nach ins Museum kommen, sind viel zu lang, als dass sie rein passen. Es werden dringend neue Möglich-keiten gesucht um die Trams unter zu bringen. Auf die Strasse können diese Fahrzeuge nicht gestellt werden. Die Gefahr von Vandalismus und Sprayereien ist viel zu gross.
Also, wer eine Möglichkeit hat, soll sich bitte bei Frau Lüssi melden!
Ich hätte ihr noch lange zuhören können.
In der „Gründerzeit“ der Trams waren alle Linien „Privatlinien“ die von unterschiedlichen Körperschaften getragen und unterhalten wurden. Ganz zu Beginn der Trams wurden diese von zwei Pferden gezogen, entsprechend waren die Geleise etwas breiter als sie heute sind. Auch die Farbe der verschiedenen Trams waren unterschiedlich. So gab es gelbe, grüne und rote Fahrzeuge, die die verschiedenen Körperschaften darstellten. Mit der Zeit wurden auch Tramlinien wieder aufgegeben um diese mit Bussen zu bedienen.
In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es Bestrebungen, die Tramlinien ganz zu ersetzten. Der Lärm war damals sehr störend; vor allem das gequitsche in den Kurven.
Nach dem ausgiebigen Museumsbesuch reisten wir nach Mettmenhasli zum Zvieri ins Restaurant Neuhaus. Es ist ein unscheinbares Beizli wie es im Buche steht. Es hat Platz sodass man sich wohl fühlt, und die Speisekarte ist zwar klein, aber oho. Für einen Zvieri gibt es viel und reichlich.
Es wurde noch recht fachgesimpelt und diskutiert. Jeder hat wohl seinen Beitrag dazu geleistet. Nachdem die meisten sich gütlich verköstigt und bezahlt hatten, fuhren wir mit dem Car wieder zum Ausgangspunkt zurück und waren sogar eine halbe Stunde eher zurück als im Programm beschrieben wurde. Das ist auch mal was neues.
Für den nächsten Veteranenausflug habe ich den Reisetag nicht unbedingt auf den Mittwoch gelegt, wir wollen eben etwas ganz besonderes unternehmen.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine ruhige Zeit und bis bald
euer René Graf